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Wiederansiedelung Steinkauz

Ein Steinkauz sitzt auf einem Ast

09.06.2020

Der Tierpark Bern hält und züchtet Steinkäuze seit bald 50 Jahren. Die Nachzuchttiere gingen stets an andere Zoos und an Private. Seit kurzem helfen unsere Tiere aber, die Wiederansiedlung dieser interessanten Vogelart voranzutreiben – vorläufig in Deutschland, später hoffentlich auch einmal in der Schweiz. Bereits zum 2. Mal ist unser Steinkauz-Nachwuchs letzte Woche im Rahmen eines Wiederansiedelungsprojekts nach Norddeutschland gereist und im Naturpark Nuthe-Nieplitz ausgewildert worden. Wir drücken unseren beiden Jungtieren die Daumen, dass sie sich schnell gut einleben.

Der Steinkauz ist eine kleine Eule, deren Verbreitungsgebiet von Nordwest­afrika über Europa bis in den Osten Chinas reicht. Da ist die Schweiz eingeschlossen, doch bereits in den Fünfzigerjahren sind die Bestände massiv zurückgegangen, sodass hierzulande, d.h. in der Region Genf, der Ajoie und im Tessin, noch max. 150 Brutpaare leben, Tendenz leicht steigend. Die Art ist also stark bedroht, Wiederansiedlungsprogramme laufen, aber leider nicht in der Schweiz.

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Wiederansiedelung Steinkauz

Der Steinkauz ist eine kleine Eule, deren Verbreitungsgebiet von Nordwest­afrika über Europa bis in den Osten Chinas reicht. Da ist die Schweiz eingeschlossen, doch bereits in den Fünfzigerjahren sind die Bestände massiv zurückgegangen, sodass hierzulande, d.h. in der Region Genf, der Ajoie und im Tessin, noch max. 150 Brutpaare leben, Tendenz leicht steigend. Die Art ist also stark bedroht, Wiederansiedlungsprogramme laufen aber leider nicht in der Schweiz.

Als Kulturfolger besiedelt der Steinkauz offene, schwach genutzte, reich strukturierte Landschaften des Tieflandes. Die zahlreichen Obstbäume bieten Sitzwarten und Bruthöhlen, Kleinstrukturen versprechen Beute: Grossinsekten, Kleinsäuger, Amphibien und Reptilien. Damit ist auch der Grund für den markanten Rückgang des Steinkauzes klar: Die Intensivierung der Landnutzung wirkte genau zulasten der Landschaftselemente und Beutetiere, die für die Existenz des Steinkauzes überlebenswichtig sind.

Zwar gibt es auch bei uns in der Schweiz Bestrebungen, Landschaften im genannten Sinne aufzuwerten und intakte zu schützen und zu vernetzen, aber eben nicht in einem Masse, dass damit bereits wieder eine Ausbreitung des Steinkauzbestandes einherginge oder gezielte Wiederansiedlungsprojekte sich aufdrängen würden. Ganz anders ist dies im Norden Deutschlands: Im Naturpark Nuthe-Nieplitz südlich von Berlin läuft seit 2010 ein erfolgreiches Wiederansiedlungsprojekt für den Steinkauz.
Steinkauz im Tierpark Bern

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Auswilderung von Steinkäuzen aus dem Tierpark Bern

Der Tierpark Bern hält und züchtet Steinkäuze seit bald 50 Jahren. Die Nachzuchttiere gingen stets an andere Zoos und an Private. Seit kurzem helfen unsere Tiere aber, die Wiederansiedlung dieser interessanten Vogelart voranzutreiben – vorläufig in Deutschland, später vielleicht einmal in der Schweiz.

Träger des genannten Projektes ist der Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V. Sein Ziel ist es, im Naturpark Nuthe-Nieplitz eine stabile und sich selbst erhaltende Population des ehemals heimischen Steinkauzes mit 150 Brutpaaren anzusiedeln und gleichzeitig die biologische Vielfalt zu steigern. In einem Projektgebiet von 60 km2 fing alles an, unterdessen umfasst der Ansiedlungsraum durch den Einbezug eines Teiles des benachbarten Naturparks eine Fläche von rund 500 km2, dies entspricht beinahe einem Zehntel der Fläche des Kantons Bern.

Die Aktivitäten des Vereins sind eindrücklich: Bis 2015 haben Freiwillige im Gebiet 2 Zuchtvolieren und 10 sog. Auswilderungsvolieren installiert, dazu über 250 Nisthilfen für die bereits frei lebenden Vögel, weitere 250 sollen folgen. Damit die jährlich benötigte Anzahl an Jungvögeln für die Auswilderung verfügbar ist, wird der Zuchtbestand laufend erweitert. Hierfür wurden 3 weitere Zuchtvolieren errichtet, aber auch mobile Auswilderungsvolieren auf Lastwagenanhängern konstruiert – 2018 standen 15 Auswilderungsvolieren bereit. Die Vögel in den Zuchtvolieren werden intensiv betreut, Jungvögel vor der Auswilderung beringt, danach während mehrerer Monate durch ein Monitoring im Feld überwacht, die Nisthilfen kontrolliert. An ausgewählten Standorten überwacht der Verein die Verfügbarkeit des Nahrungsangebotes, wertet nach Möglichkeit die Landschaft laufend auf, passt die Landnutzung an und baut bereichernde Strukturelemente ein.

2019 blickt der Verein auf ein erfreuliches Jahr zurück: Im Freiland wurden 21 Brutplätze registriert, 13 Paare brüteten erfolgreich, 42 Jungvögel konnten beringt werden!

Der Verein ist bestrebt, weitere Blutlinien von Steinkäuzen in seinen Bestand aufzunehmen. Hier kommen wir zum Zug: Berner Steinkäuze sollen künftig mithelfen, die genetische Variabilität der Steinkäuze in der Nuthe-Nieplitz-Niederung zu erhöhen, sodass dem Projektziel, bis 2021 annähernd 100 Brutpaare im Gebiet anzusiedeln, nichts im Wege stehen sollte.

Quellen

  • Peter Koch: Wiederansiedlung von Steinkäuzen (Athene noctua)
  • Projektskizze zum Förderantrag: II. Projektphase
  • Bestandsaufbau und Dispersion in den Naturparks Nuthe-Nieplitz und Hoher Fläming nach erfolgreicher Ansiedlung in der Nuthe-Nieplitz-Niederung
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