Neubau der Uhu- und Schneeeulen-Voliere
26.02.2016
Ein weiteres Pioniervorhaben im Tierpark Bern ist fertiggestellt: „Mehr Platz für Uhu und Schneeeule“ in einer grossen, begehbaren Voliere mit vielen zusätzlichen Erlebnismöglichkeiten für die Gäste. 10 m Höhe auf 750 m2 Grundfläche, Kameraeinblicke auf die Nistplätze und Hebebühnen für neue Einblicke in das Leben von Uhu und Schneeeule und viele interaktive Informationen zu den Eulen der Schweiz für Gross und Klein sind die Eckwerte der neuen Anlage. Das geflochtene, schwarze Edelstahlnetz umhüllt wie ein durchsichtiger Schleier den Lebensraum der Tiere und gestattet den Bäumen durch die Decke hindurch zu wachsen. Die 3,0 Mio. Franken Baukosten werden zu 100 % vom Tierparkverein und der Rudolf Seelhofer-Stiftung getragen – Vielen Dank!
Ein neues Erlebnis für Bern, eine neue Lebensqualität für Uhu und Schneeeule im Tierpark Bern – oder „Gut Ding will Weile haben.“
Bereits in der 2000 vom Gemeinderat genehmigten Gesamtplanung des Tierparks 2000-2015 war der Ersatz der alten Vogelanlagen, jene stammen aus den 60-er Jahren des letzten Jahrhunderts, vorgesehen und skizziert. Ende 2012 haben sich der Tierparkverein Bern und die Rudolf Seelhofer-Stiftung bereit erklärt, dieses Projekt zu finanzieren und die Bauausführung zu übernehmen. Nach der vertraglichen Regelung mit der Stadt und der Burgergemeinde Bern, letztere ist Grundeigentümerin und für den Wald verantwortlich, übernahm der Tierpark die Leitung des Vorprojekts, in das alle Ansprüche von Uhu, Schneeeule, Wald, Gästen und Tierpflegenden einflossen. Nach der Genehmigung dieses Vorprojektes Ende 2013 wurde die Bauausführung in die Hände des Projektleiters Benedict Seelhofer übergeben.
Welche Aufgabe hatten der Tierparkverein und die Rudolf Seelhofer-Stiftung aber übernommen? Guy Emmenegger, der damalige Leiter der Stadtbauten Bern hat es treffend beschrieben: „Eine grosse Vogelvoliere zu realisieren ist keine alltägliche Bauaufgabe. Netztragewerk im Wald zu platzieren und dabei bestehende Bäume als Elemente zu integrieren, ist als Pioniervorhaben zu bezeichnen“.
Am 21. Juli 2015, nach Erledigung aller Formalien wie Baugenehmigung, Ausschreibungen, Berechnungen, Materialproben und Farbauswahlen, erfolgte der Spatenstich. Bereits nach weniger als sieben Monaten Bauzeit können wir heute die Voliere den Gästen übergeben. Uhu und Schneeeule haben sie bereits im Januar bezogen und offensichtlich für gut befunden.
Die „Eckpfeiler“ der Grossvoliere mit separaten Teilen für Uhu und Schneeeule seien nachfolgend kurz umrissen. Es ist eine Voliere von 10 m Höhe und 750 m2 Fläche, die sich in den umgebenden Wald einfügt und deshalb auch Bäume des Waldes integriert. Diese Bäume durchstossen das Dach und wachsen weiter. Die Hülle besteht aus schwarzem Edelstahlgeflecht. Beides zusammen garantiert maximale Transparenz. Innerhalb des Flugraumes gibt es keinerlei Querverspannungen oder sonstige künstliche Hindernis-se für den Vogelflug. Der Lebensraum für den Uhu, Wald und Felsen, schliesst sich an den Lebensraum der Schneeeule, die karge Tundra mit Bachlauf, an. Im zentralen Felsen sind die Zugänge zu den Anlagen, zur Kameratechnik sowie zu den Bruthöhlen integriert. Die Gäste wandeln durch einen Tunnel und erleben die Vögel in ihrem Lebensraum. Für einen besonderen Blick auf die Tiere und ihren Lebensraum sind zwei Lifte in diesen Tunnel integriert. Diese erlauben allen, trotz nur einem Meter Hubhöhe, eine neue Wahrnehmung. Kameras erlauben einen direkten Blick auf die hoffentlich schon bald belegten Nistplätze. Die Bepflanzung der Lebensräume ist jahreszeitbedingt noch ein wenig karg. Dies wird sich sicher bis zum Herbst deutlich ändern. Fertig gestellt ist die ganze zusätzliche Information über die Eulen der Schweiz und deren Lebensweisen.
„Ich habe Hochachtung vor der handwerklichen Leistung mit den tausenden von Netzverknüpfungen, die alle von Hand erfolgten. Danach musste ich einfach dabei sein, als die Vögel ihr neues Zuhause bezogen – und sie fühlen sich offensichtlich wohl!“ So lässt sich Erika Siegenthaler, Präsidentin des Tierparkvereins Bern, zitieren. Die Kosten von 3,0 Mio. Franken übernehmen der Tierparkverein und die Rudolf Seelhofer-Stiftung vollständig. Und das Fazit von Benedict Seelhofer, Projektleiter, lautet ganz einfach: „Ich liebe den Tierpark und seine Tiere. Es war fordernd und anspruchsvoll, eine einzigartige Voliere zu bauen – es ist uns gelungen. Ich wünsche allen viele Erlebnisse mit Uhu und Schneeeule“.
Fakten zur neuen, begehbaren Voliere für Uhu und Schneeeule:
- Höhe 10 m
- Grundfläche 750 m2
- 1’110 m3 Aushub, Abbruch, Rückbaubeton
- 480 Baggerstunden
- 42 Fundamente für die Tragesäulen des Geflechts
- 823 m3 Konstruktionsbeton
- 3’365 Stunden Baumeisterarbeiten
- Masstoleranz für den Baumeister: 10 mm horizontal, 5 mm vertikal
- 7’000 kg Gewicht Netzgeflecht, Edelstahl, schwarz, geflochten
- 1’900 m2 Netzfläche
- 1’700 m Netzrand
- 675’000 Geflechtknoten
- 25’000 Anbindestellen Geflecht an Trageseile (Handarbeit!)