
Plus d’espace pour les coléoptères (en allemand seulement)

14.05.2022
Das Insektensterben hat weltweit gravierende Ausmasse erreicht. Eine Studie aus Deutschland zeigt, dass die Biomasse von Fluginsekten innert 26 Jahren um mehr als 75% zurückgegangen ist. Auch in der Schweiz sind rund 60% der Insektenarten bedroht, wie die Schweizerischen Roten Listen1) zeigen.
Käferförderung am Beispiel Nashornkäfer und Hirschkäfer
Die Situation in Bern widerspiegelt diese Entwicklung: vor knapp hundert Jahren waren Nashornkäfer, Hirschkäfer, Heldbock und andere imposante Brummer noch heimisch. Heute sind sie verschwunden und kommen ohne Hilfe nicht wieder zurück. Dies deshalb, weil sie eher schlechte Flieger sind und sich nur über kurze Strecken selbständig ausbreiten. Die drei genannten Arten leben in alten Baumhöhlen, in verpilzten Baumstämmen oder in grossen Holzschnitzelhaufen. Diverse andere Käferarten sind zwar ab und zu noch anzutreffen, gelten aber als selten. Sie alle haben spezielle Ansprüche an ihren Lebensraum, benötigen als Nahrung beispielsweise nur Linden- oder Eichenholz, brauchen tellerförmige, einheimische Blüten für die Eireifung oder eine bestimmte Krautart für die Entwicklung von der Larve zum ausgewachsenen Käfer.
Der Rückgang der Holzkäfer ist exemplarisch für das eingangs erwähnte Insektensterben. Der Verlust geschah und geschieht schleichend und ist bei weitem nicht nur dem Einsatz von Pestiziden geschuldet. Eigentlich böte der Siedlungsraum den holzbewohnenden Käfern einen guten Lebensraum: Alte, gut besonnte Bäume mit toten Ästen, Höhlen oder Wurzeln von Weiden entlang der Aare sind das Substrat, in dem sich diese Insekten wohlfühlen. Trotzdem sind sie im Raum Bern ausgestorben – wegen Bautätigkeit, der Verinselung (grosse Distanzen zwischen noch existierenden Populationen) und unseren Ansprüchen an Sicherheit, Ordnung und Ästhetik.


Gemeinsam für einheimische Käfer
In vielen Städten hat in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden und die Natur erobert ihren Platz zurück: In Parks, Friedhöfen, an Böschungen und in Privatgärten darf wieder etwas Unordnung herrschen, ein «Unkraut» wachsen und ein Holzhaufen verrotten. Die Stadt Bern setzt explizit auf Aufwertungen und Fördermassnahmen auf öffentlichen Flächen, um die Biodiversität zu erhöhen. Mit diesem Ziel vor Augen haben sich der Tierpark Bern, Stadtgrün Bern und das Naturhistorische Museum zusammengespannt. Unsere Vision: von der Lorraine bis zur Elfenau mit Hotspot im Dählhölzli sollen die Lebensräume für seltene Käfer entlang der Aare aufgewertet werden2).
Der Tierpark Bern
Im Tierpark Bern werden unter der fachkundigen und wissenschaftlichen Begleitung von Käferexperten die seltenen Holzkäfer gezüchtet. Auf dem Areal des Tierparks entsteht ein sogenannter Vorzeige «Käfer-Treff», welcher für die Lebensbedingungen der Käfer und einfache Fördermassnahmen im Privatgarten sensibilisiert.
Stadtgrün Bern
Stadtgrün Bern schafft mit weiteren Käfer-Treffs neue Lebensräume für seltene Käfer auf öffentlichen Flächen im gesamten Aareraum der Stadt Bern. Mit Hilfe des Baumkompetenzzentrums werden zudem von seltenen Käfern bewohnte Bäume erfasst und wo immer möglich erhalten.
Naturhistorisches Museum Bern
Das Naturhistorische Museum eröffnet im Herbst 2023 eine Sonderausstellung zum Thema Insektensterben. Zudem stellt das Museum mit seinen sechs Millionen Objekten in der Sammlung ein wichtiges Archiv des Lebens dar. Die Sammlung zeigt unter anderem auf, dass die Biodiversität rund um Bern in der Vergangenheit viel grösser war.
Helfen Sie mit – Citizen Science
Auch die Berner Bevölkerung kann einiges zum Gelingen des Projekts beitragen. Nebst einfachen Fördermassnahmen im Privatgarten wie dem Pflanzen von wichtigen Käfernahrungspflanzen oder dem Stehenlassen von abgesägten Baumstämmen, können freiwillige Personen mithelfen, seltene Käferarten im Raum Bern aufzuspüren. So können noch vorhandene Vorkommen von gefährdeten Arten besser geschützt und gefördert werden. Interessierte können sich für die dafür nötige Einführung in die Käferbestimmung im Tierpark melden. Denn zusammen können wir einen Unterschied machen.
1) Rote Listen sind anerkannte wissenschaftliche Gutachten, in denen der Gefährdungsgrad von Arten dargestellt ist. Sie werden in der Schweiz im Auftrag des BAFU von Fachpersonen erstellt.
2) Siehe auch Rahmenstrategie Nachhaltige Entwicklung der Stadt Bern, HSP 2
Dieses Projekt wird von der Stiftung Artenschutz und vom Kanton Bern mitfinanziert.

Der einzige bekannte Standort in der ganzen Schweiz, wo noch Nashornkäfer (Oryctes nasicornis) vorkommen: ein Spielplatz in Kleinbasel.


- Förderung von gefährdeten Käferarten auf dem Areal des Tierpark Bern
- die Etablierung einer Population von Nashornkäfern (Oryctes nasicornis); später auch Hirschkäfer (Lucanus cervus) auf Berner Stadtgebiet und /oder Stärkung der Ausgangspopulationen durch Nachzuchttiere
- Sensibilisierung der Bevölkerung und Anregung zum eigenen Handeln (z.B. in Privatgärten)
- Erstellung eines Aktionsplans für die Stadt Bern, mit Hilfe der im Projekt gesammelten Erfahrungen und den Erkenntnissen aus den Gesamtprojekt
- Zucht von Nashornkäfer und Hirschkäfer im Tierpark Bern
- Aufwerten von ausgewählten Arealen innerhalb des Dählhölzli-Zoo im Tierpark Bern zum Käfer-Treff und evtl. erste Besiedlung durch Käferlarven
- Informations- und Sensibilisierungsangebote, u.a. Einrichtung eines Käfer-Treffs, Themenführungen, Angebote für Lehrer und ein Erlebnis-Schulkurs zu den Insekten allgemein (inkl. Insektensterben) und den Käfern
- Mitarbeit im übergeordneten Aktionsplan