Hirschkäfer

Nahaufnahme eines Hirschkäfers

Mit einer Körperlänge von bis zu 10cm zählt der Hirschkäfer zu Europas grössten Käferarten

Die imposante Erscheinung der Männchen mit ihrem “Geweih” machen ihn zu einem der bekanntesten Käfer in der Schweiz, der aber nur noch selten zu beobachten ist. Wie fast alle Insektenarten leidet auch er unter der Zerstörung seiner natürlichen Lebensräume. Zu seinem Verschwinden führte in erster Linie die intensive Forstwirtschaft, welche die Lebensgrundlage der Käfer zerstörte: kaum Totholz, schnelle Umtriebszeiten und für Hirschkäfer ungeeignete Baumarten. Die Situation hat sich heute zum Glück verändert. Moderne Waldnutzungskonzepte führten zu einem nachhaltigeren Umgang mit dem Wald. Aufgrund der wenigen, verbleibenden Populationen nördlich der Alpen und einer sehr konservativen Ausbreitungsstrategie der Hirschkäfer finden diese den Weg in unsere Wälder aber nicht mehr zurück. Mit Hilfe des Projekts zur Förderung von Totholz fressenden Käferarten bringen wir die Tiere in einem ersten Schritt wieder in die Berner Wälder zurück. Damit sich aber eine stabile Population entwickeln kann, braucht es zahlreiche Käfer Standorte. Um unseren bisher wiederangesiedelten Hirschkäfern eine flächige Ausbreitung zu ermöglichen, errichten wir in einem nächsten Schritt auf dem Dählhölzli-Areal weitere Totholzareale als Vernetzungskorridore mit dem Ziel ihren Fortbestand zu sichern.

Ziele

  • Langfristiger Fortbestand einer Berner Hirschkäfer-Population
  • Vielfältige Kleinstrukturen für diverse andere Tierarten schaffen
  • Besseres Verstehen der Ausbreitungsmechanismen der Hirschkäfer für eine optimale Förderung
Nahaufnahme eines Männchens des Europäischen Hirschkäfers
Nahaufnahme eines Hirschkäfers
Foto: Ben Harink

Unser Wisent-Anlage im Dählhölzliwald, in der auch ein Rudel Rothirsche unterwegs ist, bietet dazu ideale Voraussetzungen. Die Larven entwickeln sich im Mulm alter Bäume, mit Vorliebe in Eichen, aber auch anderen Baumarten. Daher ist das Vorhandensein eines alten Baumbestandes mit genügend Totholz ein Muss, um Hirschkäfern effektiv zu helfen. Mit anderen Worten, wir müssen zuerst dafür sorgen, dass genügend Totholz vorhanden ist. Weil der Vorgang der Holzzersetzung (Mulm ist zersetztes Holz, d.h. es weist keinen Cellulose Anteil mehr auf) mehrere Jahre dauert, muss schon heute mit dem Bau von weiteren, grosszügigen Totholz Gärten begonnen werden. Sogenannte Hirschkäfermeiler eigenen sich sehr gut dazu und bieten zudem vielen anderen Tieren (Insekten aber auch Vögeln, Amphibien, Reptilien und kleinen Säugern) Lebensraum.

Ein Hirschmeiler besteht aus Abschnitten von Eichenstämmen und Starkästen, die pyramidenförmig in einer etwa einen Meter tiefen Bodengrube aufgestellt werden. Die Zwischenräume der Holzabschnitte werden mit Eichen-Sägemehl ausgefüllt. Mit Hilfe von Pilzen, mit welchen der Meiler geimpft wird, beginnt sich das Holz zu zersetzen und wird somit attraktiv für die Eiablage der Hirschkäfer. Die Larve entwickelt sich über drei bis acht Jahre im Mulm des sich zersetzenden Totholzes, bis der fertig entwickelte Käfer schlüpfen kann. Dabei ist die Anlage des Meilers an einem besonnten aber zugleich feuchten Südhang von Bedeutung. Ein solch idealer Standort befindet sich innerhalb der Wisent-Rothirsch-Anlage. Über die Jahre muss dann der Hirschkäfermeiler immer wieder mit Eichenholz, Sägemehl und Hackschnitzeln «nachgefüttert» werden. Ansonsten bleibt am Ende nur allerbester Humus übrig und kein Hirschkäfer wird den Meiler mehr nutzen können.

Die Faktoren, welche die Ausbreitung von Tieren beeinflussen, sind sehr vielfältig und hängen von verschiedenen biotischen und abiotischen Faktoren ab. Um diese Mechanismen zu verstehen, bietet die aktuelle Situation beste Voraussetzungen. Durch die Wiederansiedlung der Hirschkäfer an einem bestimmten Ort wissen wir, von wo aus die Tiere potentielle Lebensräume wieder besiedeln. Die neu angebotenen Strukturen werden so aufgebaut, dass sie sich in gewissen Faktoren (Alter des Totholzes, unterschiedliche Pilzarten, Distanz zur Ausgangspopulation, u.a.) voneinander unterscheiden. Mit einem Monitoring wird dann untersucht, welche Strukturen am schnellsten besiedelt werden und wie sich die Käfer dort entwickeln. Dies soll uns helfen zu verstehen, wie und womit man die Käfer am effektivsten fördern kann.

Tiere

  • Hirschkäfer
  • andere Totholz bewohnende Käferarten
  • Insekten
  • Amphibien
  • Kleinsäuger
  • Vögel

Wofür setzen wir Ihren Naturschutzfranken ein

  • Aufbau eines Hirschkäfermeilers und weiteren Totholzarealen
  • Förderung, Aufwertung und Schutz von Lebensräumen für eine hohe Artenvielfalt in Waldarealen, speziell für Hirschkäfer
  • Aufbau verschiedener anderer Strukturen, um vielfältigere Lebensräume zu schaffen
  • Monitoring der Wiederbesiedlung

Möchten Sie mehr über das Berner Käferprojekt erfahren?

Die Stadt Bern setzt explizit auf Aufwertungen und Fördermassnahmen auf öffentlichen Flächen, um die Biodiversität zu erhöhen. Mit diesem Ziel vor Augen haben sich der Tierpark Bern, Stadtgrün Bern und das Naturhistorische Museum zusammengespannt. Unsere Vision: von der Lorraine bis zur Elfenau mit Hotspot im Dählhölzli sollen die Lebensräume für seltene Käfer entlang der Aare aufgewertet werden.

Zum Berner Käferprojekt

Partner

  • Käfer Experten*innen
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