Luchsnachwuchs nach 14 Jahren im Tierpark Bern

03.07.2024

Eine kleine Sensation … Mitte Mai wurden im Tierpark Bern zwei Jungtiere bei den Karpatenluchsen geboren. Es ist der erste Luchsnachwuchs seit 14 Jahren im Tierpark! Die Elterntiere, die im Februar 2023 im Tierpark zusammengeführt wurden, haben wichtige Gene. Ihre Jungen sollen später, zur genetischen Auffrischung der wild-lebenden Luchspopulation, ausgewildert werden. Ein Glück, haben sich das Zuchtweibchen (12 Jahre alt) und das Zuchtmännchen (sechs Jahre) von Anfang an so gut vertragen.

Die Luchse leben im Tierpark Bern in einer naturnahen, rund 2000m2 grossen Anlage. Die reichhaltige Struktur der Anlage bietet den Tieren einen optimalen Lebensraum und erfüllt aus diesem Grund auch alle Auflagen an eine Auswilderungszucht. Hohle Baumstämme, Asthaufen u. ä. bieten dem Weibchen zahlreiche Wahlmöglichkeiten für die Jungenaufzucht. So hat sie ihre Jungen in einem hohlen Baumstamm geworfen und während den ersten Tagen dort gesäugt. Das regnerische Wetter und der deswegen wohl feuchte Baumstamm haben sie veranlasst, ihre Kleinen in das zur Verfügung gestellte «Häuschen mit einem Strohbett» zu transportieren. Etwas später wurden die beiden ein weiteres Mal in einen grossen Asthaufen mitten in der Anlage gezügelt. 

Erster Luchsnachwuchs seit 14 Jahren

Das erfahrene Weibchen, kam 2023 aus dem Zoo in Ostrava. Dort hatte sie bereits zwölf Jungtiere zur Welt gebracht, nun folgen im Dählhölzli Nummer 13 und 14. Ihre Erfahrung lässt sich sehen, sie verteidigt und kümmert sich gut um ihre Jungen. Das Männchen darf ihr bzw. den Jungtieren jetzt nicht zu nahekommen. Denn Luchse sind Einzelgänger. Die Jungtiere werden ausschliesslich von der Mutter betreut. Ab vier Wochen beginnen die Jungen, auch an den Beutetieren der Mutter mitzufressen. In der Regel bleiben junge Luchse bis zum nächsten Winter bei der Mutter. Der letzte Zuchterfolg im Tierpark Bern liegt bereits 14 Jahre zurück.

Mithilfe von Zoos und Experten eine gesunde Luchspopulation

In der Natur leiden Luchse unter genetischer Verarmung. Um dieser in Europa entgegenzuwirken, wurde die Expertengruppe „Linking Lynx“ gegründet. Das langfristige Ziel ist eine lebensfähige, genetisch diverse Population des Karpatenluchses von den Karpaten bis zum Jura, den Westalpen und dem Dinarischen Gebirge zu etablieren. Um dieses Ziel zu erreichen, werden einerseits Luchse aus der Natur umgesiedelt (in situ) und andererseits Luchse, die in Zoos unter besonderen Bedingungen gezüchtet und aufgezogen werden, ausgewildert (ex situ). Mehrere Wiederansiedlungsprojekte von In-situ-Projekten und dem Ex-situ-Zuchtprogramm laufen bereits oder befinden sich in der Planungsphase.

Das Zuchtbuch des Eurasischen Luchses wird seit Anfang 2022 von Dina Gebhardt, Kuratorin im Tierpark Bern geführt. Seit April 2024 ist es offiziell ein EAZA Ex-Situ-Programm (EEP) mit einem Long-Term-Management-Plan (LTMP) und einem Species Committee – einem Beratungsgremium von Expert*innen aus anderen EAZA-Institutionen.

Mögliche Auswilderung in Deutschland

Die beiden kleinen Luchse im Tierpark Bern sollen im Herbst, wenn sie zwischen acht und zehn Monate alt sind, einem strengen Verhaltenstest unterzogen werden. Die Ergebnisse des Tests, wie auch die Gesundheit der Jungtiere entscheiden darüber, ob sie sich für ein Auswilderungsprojekt in Deutschland eignen und ausgewildert werden können.

Logo vom Verein zooschweiz
Logo der European Association of Zoos and Aquaria
Logo vom Verband der Zoologischen Gärten
Logo der World Association of Zoos and Aquariums