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Wer singt denn da?

Nahaufnahme einer Schwanzmeise
Schwanzmeise im Dählhölzli

01.02.2024

Getreu seinem Motto «Mehr Raum für Vielfalt» möchte der Tierpark das Areal auch für einheimische Brutvögel aufwerten

Um zielführende Massnahmen ergreifen zu können, ist es essenziell, den tatsächlichen Bestand der vorkommenden Vogelarten zu kennen. Tierpflegerin Rea Eggimann hat sich im Frühling des Unterfangens angenommen, den Vogelbestand des Dählhölzli-Areals zu kartieren.

Ausgerüstet mit einem Feldstecher und diversen Unterlagen zur Kartierung drehte Rea Eggimann im Frühling frühmorgens wiederholt eine Runde im Tierpark und lauschte, schaute, notierte, lauschte noch­mals, notierte erneut. Ihre Sinne waren ganz auf die Vogelwelt des Dählhölzli­-Areals ausgerichtet. Denn ihr Ziel auf den morgendlichen Rundgängen war, möglichst jeden im Dählhölzli­Areal vor­ kommenden Vogel zu notieren.

Nahaufnahme von einem Zaunkönig

Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)

Nahaufnahme von einer Kohlmeise

Kohlmeise (Parus major)

Das Prozedere einer Kartierung ist standardisiert. In unserem Fall kam die Methode «Monitoring häufiger Brutvögel» (MHB) zum Einsatz, die die Vogelwarte Sempach landesweit anwendet, um Brut­ vögel zu zählen. Dabei wird ein Gebiet im Frühling dreimal besucht und alle festge­stellten Vögel notiert. Dies genügt, um die allermeisten Reviere festzustellen. Die Me­thode funktioniert für die meisten Sing­vögel, mit Ausnahme von Kolonienbrütern, Arten mit sehr grossen Revieren und nachtaktiven Vögeln sehr gut und wird auf die ganze Schweiz angewandt. Dafür wur­de die Schweiz in Kilometerquadrate aufgeteilt, welche jährlich untersucht werden. Anhand dieser regelmässigen Kartierun­gen kann die Vogelwarte Sempach die Be­standsentwicklung der einzelnen Brut­ vögel in der Schweiz verfolgen.
In einer Zusammenarbeit mit der Vogel­warte Sempach wurde dem Tierpark Bern nun ein eigenes Kilometerquadrat zuge­wiesen, und Rea konnte die Software Terrimap zur Kartierung und Revierausscheidung verwenden. Im Gegenzug kann die Vogelwarte unsere Daten aus dem Tierpark für ihre Datenerfassung verwen­den. Damit die Tierpark­-Daten auch wirk­lich den vorgegebenen Standards ent­sprechen und verwendbar sind, hat Rea einen Kartierkurs der Vogelwarte Sempach besucht.

Entsprechend ausgerüstet und ausge­bildet absolvierte Rea im Frühling an drei unterschiedlichen Daten morgens nach der Dämmerung für maximal drei Stunden einen Beobachtungsrundgang auf dem immer gleichen Weg durch das Tierpark­quadrat und kartierte die Vogelwelt mit Abkürzungen, Zahlen und Symbolen.

Anhand der Daten der drei Rundgän­ge kann die Software der Vogelwarte Sempach eine Revierausscheidung vor­nehmen, d.h., einzelnen Vögeln ein Revier zuordnen. Vorweg hat sich durch die Bestandsaufnahme bestätigt, dass wir einen typischen Vogelbestand aus dem Wald haben.

Karte einer Brutkartierung im Tierpark Bern

Nach der Übertragung in die Software Terrimap werden Beobachtungen der einzelnen Arten durch farbige Punkte erkennbar. Beispiel Mönchsgrasmücke.

Plus bedeutet: singender Vogel. Eine Zahl: die Anzahl der Individuen an einem bestimmten Standort.
Männchen und Weibchen werden ausge­wiesen, wenn unterscheidbar.
Ein Blitz bedeutet: Das Individuum gab einen Alarmruf von sich. Das ist ein Hinweis auf eine Brut.
Die grauen Kreise kennzeichnen Beobachtungen anderer Vogelarten.
Karte einer Brutkartierung im Tierpark Bern

Nach den drei Kartierungsrundgängen (unterschiedlich gefärbte Punkte) werden anhand der Daten Reviere für einzelne Vögel oder Pärchen ausgewiesen (farbige Flächen). Beispiel Mönchsgrasmücke.

Ein Fragezeichen bedeutet: vermutliche Doppelbeobachtung desselben Individuums.
Schräger Doppelstrich: Simultanbeobachtung zweier Individuen.
Nahaufnahme von einer Blaumeise

Blaumeise

Nahaufnahme von eine Haussperling

Haussperling (Passer domesticus)

Besonders erfreut Rea das Vorkommen von:

  • Haussperling. Diese sind in einigen städtischen Gebieten unter Druck, da sie aufgrund des Insektensterbens zu wenig Futter für Jungtiere sammeln können.
  • Meisen, wie Kohlmeise, Blaumeise. Die meisten der Nistkästen wurden von Meisenvögeln angenommen. Die Nistkästen wurden von Hansueli Blatter im Frühjahr 2022 als erste Aufwertungsmassnahme gebaut und montiert.
  • Star. Es bedeutet, dass im Dählhölzli mit dem grossen, alten Baumbestand Möglichkeiten zum Brüten für die Stare existieren.
  • Saatkrähe. Vor 20 Jahren waren sie nicht in Bern daheim, jetzt gibt es einige Kolonien, aber sie sind im Siedlungs­raum nicht gern gesehen. Im Dählhölzli mit seinem Baumbestand und der Nähe zu Feldern mit Nahrung finden sie sozusagen Asyl.
  • Schwanzmeise. Ein Vogel hatte einen gekrümmten Schwanz, ein Zeichen dafür, dass diese Schwanzmeise längere Zeit im Nest am Brüten war.
  • Mönchsgrasmücke. 12 Reviere bedeu­tet, dass sie eigentlich recht dicht beieinander sind. Im Frühling hört man sie auch aus jedem Gebüsch singen.
  • Rotkehlchen. Diese kann man auch im Herbst den ganzen Tag singen hören, wenn die Brutzeit vorbei ist, da sie ein Nahrungsrevier haben.
Nahaufnahme von Rea Eggimann

Hobbyornithologin Rea Eggimann

Nahaufnahme von einem Rotkehlchen

Rotkehlchen (Erithacus rubecula)

Zwischen Januar und Juni:
Total 47 Arten, davon 24 brütende Arten
12–15 Reviere: Blaumeise, Kohlmeise, Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, Buchfink
4–9 Reviere: Star, Zilpzalp, Amsel, Gartenbaumläufer, Ringeltaube, Rotkehlchen, Kleiber
2 Reviere: Teichhuhn
1 Revier: Schwanzmeise, Sommergoldhähnchen, Stieglitz, Stockente, Sumpfmeise, Bachstelze, Buntspecht, Hausrotschwanz
Kolonienbrüter: Saatkrähe, Haussperling, Graureiher
Nicht brütend: Kolkrabe, Schwarzspecht, Weissstorch, Bergstelze, Waldohreule, Nachtreiher, Trauerschnäpper, Sperber, Turmfalke, Misteldrossel, Wasseramsel, Eisvogel, Fitis, Dohle, Alpensegler, Mauersegler, Mehlschwalbe, Gänsesäger

«Was chan i mache?»

Den eigenen Garten vogelfreundlicher gestalten:
– einheimische Pflanzen fördern
– eine Vielfalt an Lebensräumen und Strukturen anlegen
– auf chemische Hilfsmittel verzichten
– Garten naturschonend pflegen
– Nisthilfen anbieten

Weitere Tipps finden Sie auf der Website der Schweizerischen Vogelwarte unter «Der vogelfreundliche Garten»

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