Fischotter und Biber im Tierpark

Fischotter läuft über eine Wiese

24.09.2022

Die Freude war gross, als wir Anfang Jahr entdeckten, dass in der Aare ein wilder Fischotter lebt. Mittels Spuren-lesen und Fotofalle konnten Tierpflegende und Kuratorin einen der wenigen wildlebenden Fischotter im Kanton Bern nachweisen, der, wie es scheint, entlang der Aare beim Eichholz und dem Dählhölzli sein Revier bezogen hat. Weil der wildlebende Fischotter mit den beiden Fischottern des Tierparks durch die Absperrung interagiert, wahrscheinlich um das jeweils eigene Revier zu verteidigen, muss der Tierpark die drei Tiere zum Schutz des wildlebenden, aber auch der eigenen Individuen trennen.

Wie geht es den Fischottern im Tierpark jetzt?

Das Fischotterpaar wurde in die ehemalige Biberanlage gezügelt, wo es sich umgehend pudelwohl fühlte. Für Besucherinnen und Besucher an der Aare ein Highlight, können sie sie doch oft beim Fischen, Schwimmen oder Schlafen erleben.

Die Haltung von Bibern im Tierpark haben wir zugunsten der Haltung von Fischottern aufzugeben: In den letzten Jahren sind die Biberspuren entlang der Aare immer augenfälliger geworden, auch Kinder erkennen die Biber-typisch angenagten Baumstämme mühelos. Und nicht selten kann man heute wildlebende Biber in der Dämmerung in der Aare beobachten. Umgekehrt waren die Biber in der Aareuferanlage im Tierpark fast nie zu für die Bevölkerung zu sehen.

Den selteneren Fischotter in freier Wildbahn zu entdecken, ist hingegen ungleich schwieriger, hinterlässt er doch keine so deutlich erkennbare Spuren und lebt äusserst scheu und zurückgezogen. Jetzt hingegen, in der ehemaligen Biberablage ist er für die Besuchenden häufig gut erlebbar. Zudem ist der Fischotter in einem EEP Arterhaltungszuchtprogramm, an welchem der Tierpark sich beteiligt (EAZA Ex Situ Programm) und unser Zuchtpaar noch relativ jung, wir hoffen auf baldigen Nachwuchs im Frühjahr .

Wildlebender Biber erobert Tierpark

In letzter Zeit konnten die Tierpflegenden der Aareufer-Anlagen immer wieder einen wildlebendenden Biber in der Pelikananlage ausmachen. Dies ist kein Tier, das aus dem Tierpark entkommen konnte, sondern einer der inzwischen häufiger werdenden Biber in der Aare.

Wir freuen uns ob dieses Vertrauensbeweises eines Wildtieres, bedeutet dies dich offensichtlich, dass der Tierpark bei Planung und Bau seiner Anlage alles richtig macht. Wir erinnern uns: Kurz nach der Eröffnung der AareAplen-Anlage war eine wilde Gämse in die neue Anlage gesprungen.

Fischotter läuft über eine Wiese
Fischotter aufgenommen von einer Wildkamera bei Nacht

Der Fischotter in der Schweiz: ausgestorben und wieder eingewandert

Der Fischotter besiedelt ganz Eurasien, der typische Lebensraum des Fischotters weist stets grossräumige Gewässersysteme auf, die miteinander vernetzt sind. In Europa kam der Fischotter bis ins 19. Jahrhundert überall vor. Doch im Verlauf des 20. Jahrhunderts nahmen die Bestände, insbesondere in Zentraleuropa, dramatisch ab – es entstand ein beinahe fischotterfreier Gürtel quer durch Mitteleuropa. Grund dafür waren Lebensraumveränderungen, Pestizide und Jagd: das dichte Fell des Fischotters war begehrt, und da sie von der katholischen Kirche als “Fisch” deklariert waren, konnte man ihr Fleisch als Fastenspeise konsumieren. Bei Fischzüchtern und Fischern galt der Fischotter wohl schon seit langem als Schädling.

Auch wenn der Fischotter ab 1952 in der Schweiz unter Schutz gestellt wurde, gingen die Bestände kontunierlich zurück, das letzte Nachweis eines Fischotters wurde 1989 am Neuenburgersee erbracht. Seit 2009 wurden immer dann wieder einzelne Tiere in der Schweiz beobachtet.

Hierbei spielen die Nachbarländer Frankreich und Österreich eine Rolle. Entlang der Flüsse Rhone in Frankreich und Inn in Österreich haben sich die Fischotter-Bestände der beiden Länder langsam in die Schweiz ausgebreitet. Seither wurden Fischotter an fünf Schweizer Fliessgewässern bestätigt: an der Aare, am Hinterrhein, am Ticino, an der Rhone und am Inn. Währen die meisten der Fischotter auf eigenen Pfoten in die Schweiz einwanderten, besteht laut Pro Lutra bei der kleinen Population an der Aare zwischen Bern und Thun der Verdacht, dass einige Nachkommen von Tieren aus dem Tierpark Bern stammen könnten. Im Jahr 2005 ist einer Fischotter bei einem Jahrhunderthochwasser aus der Aareuferanlage des Tierparks entwichen und nach einiger Zeit wieder eingefangen worden. Es ist möglich, dass sich dieser in der Zeit fortgepflanzt und die Nachkommen überlebt haben könnten.

Seit 2014 wurde wiederholt Nachwuchs bei den wildlebenden Fischottern an der Aare zwischen Thun und Bern festgestellt.

Die aktuelle Verbreitung von wildlebenden Fischottern wird mittels des Citizen Science Projekts «Otterspotter» von WWF Bern und Solothurn und der Stiftung Pro Lutra in den beiden Kantonen erfasst und seine Rückkehr dokumentiert.

Logo vom Verein zooschweiz
Logo der European Association of Zoos and Aquaria
Logo vom Verband der Zoologischen Gärten
Logo der World Association of Zoos and Aquariums