Die neuen Drachen im Tierpark

Nahaufnahme von einem Exuma-Wirtelschwanzleguan

22.06.2023

Eine drachenähnliche Echse, deren Heimat strahlend weisse Strände der Bahamas sind, hat im Vivarium Einzug erhalten. Der Exuma-Wirtelschwanzleguan lebt auf nur wenigen Inseln in der Karibik und ist vom Aussterben bedroht. In seinem verstärkten Engagement für den Artenschutz fokussiert sich der Tierpark Bern als erst dritter wissenschaftlich geführter Zoo auf diese Tierart und leistet somit seinen Beitrag zum Schutz dieser seltenen und faszinierenden Echse.

Die Biodiversität nimmt in der Schweiz, in Europa und weltweit immer weiter ab, der Verlust an Lebensräumen und damit einhergehend die Verarmung der Ökosystemfunktionen ist gravierend, Handlungsbedarf ist dringend notwendig. Zoos und Tierparks spielen beim lokalen und internationalen Artenschutz hinsichtlich Sensibilisierung, Forschung und tatkräftigem Handelns eine wichtige Rolle. Diese stehen verstärkt im Fokus der neuen Ausrichtung des Tierpark Bern: Für bedrohte Tierarten zu faszinieren, für deren Bedürfnisse in der freien Wildbahn zu sensibilisieren und dabei wertvolles Wissen zu sammeln, wie die Tierart für die Nachwelt erhalten werden kann.

Nahaufnahme von einem Exuma-Wirtelschwanzleguan

Eine kaum bekannte, aber stark bedrohte Tierart ist der neue Drache im Tierpark Bern: der Exuma-Wirtelschwanzleguan oder auch Cyclura cychlura figginsi, eine Unterart des Bahamas Felsenleguans. Auf der Roten Liste der IUCN wird er als «vom Aussterben bedroht» geführt.

Diese grosse Echse lebt endemisch auf einigen wenigen Stränden auf genau acht Inseln der Exuma-Inselkette der Bahamas. Auf den Inseln übt sie eine wichtige Ökosystemfunktion als «Gärtnerin» aus. Die Samen der einheimischen Pflanzenfrüchte, die ihnen als Nahrung dienen, werden über den Kot auf den Inseln verteilt und verbreitet, der Verbiss regt bei den Pflanzen das Wachstum an. Sie sorgen also dafür, dass die richtigen Pflanzen für die richtigen Tiere am richtigen Orten auf den Inseln vorkommen.

Doch diese faszinierende Echse ist in ihrer Existenz schwer bedroht. Neben der immer weiter fortschreitenden Lebensraumzerstörung sind es vor allem der aufblühende Tourismus und ihre Attraktivität als Fotomotiv, die ihnen zusetzen. Die Echsen werden beispielsweise von ihren entlegenen Stränden auf die beliebten Touristenstrände gekarrt, sodass die perfekten Instagram-Fotos entstehen können.

Der Tierpark Bern ist nach dem Tiergarten Schönbrunn und dem Zoo Zürich erst der dritte wissenschaftlich geführte Zoo, der diese Art nun hält. Das Ziel ist ein dreifaches: erstens wissenschaftliche Fakten über eine seltene und selten gehaltenen Tierart zu sammeln, um diese zum gegebenen Zeitpunkt ortsansässigen Natur- und Artenschutzorganisationen und der lokalen Bevölkerung zur Verfügung stellen zu können. Zweitens die seltene Echsenart erfolgreich zu züchten, um eine genetisch diverse Zoopopulation für eine eventuelle Auswilderung zu einem späteren Zeitpunkt zu schaffen. Dies ist bisher in Zoos europaweit noch nicht gelungen. Der Tierpark Bern hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass ihm seltene und schwierige Zuchterfolge dank seiner hervorragenden Expert*innen in der Tierpflege gelingen. Drittens über diese faszinierende Echsenart, über die man so wenig weiss, zu informieren und dafür zu begeistern. «Der Zoo ist für Menschen da, um sie für Tiere zu begeistern, über deren Lebensraum zu informieren und ihre Bedrohung zu sensibilisieren. Begeisterung und Bewusstsein für Tiere in unserer Natur mündet in Engagement, welches wiederum den Tieren in der freien Wildbahn zugute kommt» betont Tierparkdirektorin Friederike von Houwald.

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