Nach 14 Jahren wieder Nachwuchs bei den Luchsen

Grosse Freude im Tierpark Bern: Nach einer langen Pause freut sich der Tierpark endlich wieder über einen Nachwuchs bei den Luchsen – das erste Mal seit 14 Jahren. Aber warum hat es so lange gedauert?

Luchse haben eine lange Geschichte im Tierpark Bern. Bereits 1965 zogen die ersten beiden Luchse – ein junges Pärchen – aus Berlin in den Tierpark ein. Seitdem sind die Pinselohren fester Bestandteil des Tierparks. Schon zwei Jahre später, 1967, konnte der Tierpark den ersten Luchsnachwuchs feiern. Rund um die Jahrtausendwende gab es kurzzeitig keine Luchse im Tierpark, bis 2005 ein neues Zuchtpaar einzog. Diese beiden Luchse brachten in den folgenden Jahren insgesamt vier Würfe zur Welt, bevor das Weibchen mit 18 Jahren verstarb. Der Kuder erreichte ebenfalls ein hohes Alter und starb erst 2022, ebenfalls mit 18 Jahren.

Nach dem Tod des alten Zuchtpaares wurde die Luchsanlage einer kurzen Umbauphas unterzogen. Im Februar 2023 bezog dann ein neues Luchspaar die modernisierte Anlage. Das Weibchen, elf Jahre alt, und das fünfj.hrige Männchen stammen aus verschiedenen Zoos in Tschechien. Trotz ihres Altersunterschieds fanden die beiden schnell zueinander und fühlten sich auch in ihrer neuen Umgebung sofort wohl. Doch obwohl sie sich von Beginn an «gut riechen» konnten, blieb der Nachwuchs im ersten Jahr noch aus. Umso grösser war die Freude, als einer unserer Tierpfleger im Mai 2024 zwei Jungtiere in der Anlage sichtete. Zum ersten Mal seit 14 Jahren können Besucher des Tierpark Bern mit etwas Glück wieder junge Luchse in der dicht bewaldeten Anlage entdecken.

Zucht für den Artenschutz

Besonders erfreulich ist, dass der Tierpark Bern in diesem Jahr erstmals Luchse für ein Artenschutzprojekt züchtet. In Deutschland werden seit Kurzem Luchse aus verschiedenen Herkunftsgebieten gezielt ausgewildert, um die genetische Vielfalt der in-situ-Populationen zu stärken. Doch nicht jede Luchsanlage in Zoos und Tierparks ist dafür geeignet, Luchse für eine Auswilderung heranzuziehen. Entscheidend sind die Gene der Tiere und die Umwelt, in der sie aufwachsen und die sie prägt.

Im Tierpark Bern leben zwei genetisch nicht verwandte Luchse, deren Gene in der Zoopopulation der Karpatenluchse noch kaum vertreten sind. Die Anlage im Tierpark Bern bietet ideale Bedingungen für die Zucht: Sie liegt in einem natürlichen Wald und ist reich an Strukturen, die den Luchsen ermöglichen, ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben.

Die Jungtiere werden voraussichtlich nach 8 bis 11 Monaten aus dem Tierpark Bern ausziehen. Bevor es jedoch so weit ist, müssen sie eine Reihe von Gesundheitschecks und Verhaltenstests bestehen, die von den Auswilderungsprojekten in Deutschland vorgeschrieben sind. Wenn sie diese Hürden meistern, werden sie in eine sogenannte Koordinationsanlage der Projekte umziehen. Diese Anlagen sind noch grösser und von menschlichem Einfluss komplett abgeschottet, sodass die Luchse sich dort optimal auf ein Leben in der Natur vorbereiten können. Nach einigen Monaten und weiteren Tests wird schliesslich entschieden, ob die Jungtiere ausgewildert werden.