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Seltenes Bachneunauge im Tierpark gefunden

Bachneunauge im Tierpark Bern

18.04.2025

Vor einigen Wochen wurde auf dem Tierpark-Areal ein sensationeller Fund gemacht: Beim Reinigen eines Pumpenschachts in einer Aareufer-Anlage hat der Tierpfleger ein seltenes Bachneunauge (Lampetra planeri) gefunden. Das Tier hat noch gelebt und er hat es in die Aare ausgelassen.

Der Tierpark hat das Fischereiinspektorat informiert, da es sich um eine stark gefährdete Tierart handelt. Das Bachneunauge ist in der Roten Liste der Fische und Rundmäuler – Gefährdete Arten der Schweiz – als stark gefährdet (EN) gelistet.
Bachneunaugen sind sogenannte Indikatortiere (Zeigertiere), denn sie reagieren sehr empfindlich auf die Qualität ihrer Umwelt. Ihre Anwesenheit an der Aare deutet auf eine sehr gute Wasserqualität hin.

Die einhemischen Bachneunaugen sind wegen der Verbauung von Wiesengräben und kleineren Fliessgewässern und der Wasserverschmutzung bedroht. Zudem verhindern Wanderhindernissen und Barrieren die Laichwanderung, ähnlich wie bei den Aalen.

Besitzt das Bachneunauge tatsächlich 9 Augen?
Der Name täuscht, sie besitzen keine neun Augen. Sie tragen auf jeder Körperseite sieben Kiemenöffnungen, welche ihm, zusammen mit den Augen und Nasenlöchern, zum Namen «Bachneunauge» verholfen hat. Sie werden auf Grund ihres Aussehens oft mit kleinen Aalen verwechselt.

Das Bachneunauge gehört zur Ordnung der Rundmäuler, ist also genau genommen kein Knochen- oder Knorpelfisch. Rundmäuler sind die urtümlichste Form der Wirbeltiere.

Spannender Lebenszyklus des Bachneunauges (Lampetra planeri)

Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen sie im Larvenstadium. Als Larven heissen sie Querder und haben weder Augen noch Zähne. Wenn sie frisch geschlüpft sich, lassen sie sich von der Strömung abtreiben, bis sie ihre Kinderstuben erreichen. Dort nisten sie sich in Sand, Laub oder Schlamm ein, wo sie zu wurmähnlichen Kreaturen ohne Augen heranwachsen. Nur ihr Maul schaut hervor und ragt ins strömende Wasser, um Schwebeteilchen (organisches Material, Plankton und abgestorbene Pflanzenresten und Algen) rauszufiltern. In diesem Stadium leben sie etwa drei bis fünf Jahre. Nach einer Metamorphose werden sie zum adulten Bachneunauge. Nun haben sie Geschlechtsorgane, Zähne und Augen. Die Verdauungsorgane werden hingegen zurückgebildet – sie fressen als ausgewachsene Tiere nicht mehr. Zur Fortpflanzung schwimmen sie im Frühjahr bachaufwärts (Laichwanderung), wo sie sich in Gruppen versammeln und kleine Laichgruben in den Sand- und Kiesboden machen. Das Weibchen saugt sich mit dem Maul an einem Stein fest, während das Männchen sich um es windet. Nach der Eiablage sterben die Elterntiere.

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