Tauch ab mit mir

Illustration: Lorena Gasser

Herzlich willkommen in meinem Reich, dem Meer.

Herausforderung: versunkene Leckerbissen

Fressen im Meer ist gar nicht so einfach. Nur erfahrene Seehunde schaffen es, nahe an der Wasseroberfläche Beute zu machen. Hier tummeln sich zwar viele Schwarmfische wie Heringe, doch die sind unglaublich schnell und wendig. Einfacher habe ich es auf dem Meeresgrund: Dort warten träge Plattfische, Garnelen, Muscheln und Dorsche auf mich. Aber erst mal muss ich sie finden.

Mein Trick: jagen mit allen Sinnen

Im flachen Wasser helfen mir meine guten Augen. Aber je tiefer ich tauche, desto dunkler wird es um mich. Kein Problem! Denn zum Glück sind die meisten Fische nicht stumm, und ich habe feine Ohren. Zudem spüren meine langen Schnurrbarthaare sogar die winzigsten Strömungen, die ein Fisch beim Davonschwimmen erzeugt.

Von wegen «stumm wie ein Fisch»!

Im Meer ist es nie wirklich still: Wale singen. Fische trommeln, knurren oder furzen. Meine männlichen Artgenossen machen mit einem tiefen Grollen auf sich aufmerksam. Und dann ist da noch der Mensch, dessen Maschinen oft für mächtig Lärm sorgen.

Fun Fact

Hast du gewusst, dass alle Weltmeere zusammen rund 1,3 Trilliarden Liter Wasser enthalten? In Tanklastwagen abgefüllt, würden diese in einer Kolonne über 100 Milliarden Mal um die Erde reichen.

Hör gut hin

Kannst du die Unterwasser-Geräusche unterscheiden? Neben dem Tier, das du gerade hörst, leuchtet jeweils eine Lampe auf. Und wenn du die Klappe öffnest, erfährst du, wie und warum dieses Geräusch entsteht.

Der Schellfisch (Melanogrammus aeglefinus) ist eines meiner liebsten Beutetiere. Mit seiner Schwimmblase und speziellen Muskeln erzeugt er Trommelgeräusche – teilweise so schnell, dass man nur noch ein langes Brummen hört. Weil die Trommelmuskeln mit dem Fisch mitwachsen und bei Weibchen und Männchen unterschiedlich gross sind, lassen sich Alter und Geschlecht eines Schellfischs am Klang erkennen.

Entgegen seinem Namen ist der Seeskorpion (Myoxocephalus scorpius) ein harmloser Fisch – ausser für die kleinen Krebse und Würmer, die er nachts jagt. Der Seeskorpion kommuniziert, indem er seine Schädelmuskeln gegen die Schulterknochen reibt. Mit seinem grossen Mund als Verstärker entsteht daraus ein tiefes Knurren. Der Seeskorpion knurrt vor allem zur Paarungszeit, aber auch, wenn er sich bedroht fühlt.

Heringe (Clupea harengus) schlucken Luft an der Oberfläche, speichern sie in einem speziellen Organ und stossen sie dann durch ihren Hintern aus. Mit den so entstehenden Furzlauten kommunizieren sie miteinander. Dieses Furzen ist in der Originalversion sehr kurz und unspektakulär und klingt für menschliche Ohren eher wie ein Klick. Was du hörst, ist ein stark verlangsamter Ton.

Der Rote Knallkrebs (Alpheus glaber), auch Pistolenkrebs genannt, gilt als das lauteste Tier der Welt. Beim Zuschnappen seiner hohlen Scheren entstehen drei Dinge: ein fast 100 km/h schneller Wasserstrahl, eine Implosion und ein über 200 Dezibel lauter Knall – lauter als ein Düsenjet. Der Wasserstrahl dient zur Kommunikation mit Artgenossen oder zur Drohung gegenüber Feinden. Die Implosion bringt das Wasser rundherum kurzzeitig zum Kochen und betäubt kleine Tiere, die der Krebs dann auffrisst.

Auch wir Seehunde machen unter Wasser Geräusche, wenn auch seltener als an Land. Vielleicht ist das besser so – unser Heulen klingt hier ziemlich unheimlich. Also natürlich nur für euch Menschen. Für uns ist es ein Lockruf und heisst frei übersetzt: «Komm her, hier bin ich!»

Meine grössere Cousine, die Kegelrobbe (Halichoerus grypus), lebt mit mir zusammen in der Nord- und Ostsee. Das laute Klatschen, das ihr hört, ist ein Unterwasser-Warnsignal. Kegelrobben schlagen ihre Flossen zusammen, um einander vor Gefahr zu warnen.

Die Gesänge der Buckelwale (Megaptera novaeangliae) sind wunderschön anzuhören und gleichzeitig hochkomplex. Ihr Menschen sagt, dass ihre Lieder ähnlich wie eure Sprache aufgebaut sind, und dass sie von den Müttern an die Jungen weitergeben werden. Also eine echte Muttersprache. Mit kurzen Melodien sprechen sich die Buckelwale ab, zum Beispiel beim Zusammentreiben von Fischschwärmen. Die langen Lieder singen nur Männchen in der Paarungszeit.

Das Schiffs-Sonar habt ihr Menschen von den Delfinen abgeschaut. Es sendet laute Töne aus, die als Echo zurückkommen, wenn sie auf den Meeresboden oder Objekte treffen. Je tiefer das Wasser, desto länger braucht das Echo. Damit lassen sich Fischschwärme und Untiefen erkennen. Leider ist Sonar so laut, dass Wale, Fische und viele andere Tiere darunter leiden. Wale können sogar die Orientierung verlieren und stranden, wenn sie ihr eigenes Echo nicht mehr hören.

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